Im Handel findet man mittlerweile fast jedes Gemüse in vorgezogener Form. Die Pflanzen ersparen einem etwas Arbeit, sind aber meist auch dementsprechend teuer. Samen hingegen benötigen schon ein Weilchen vor dem Auspflanzen unsere Aufmerksamkeit und sind wesentlich günstiger in der Anschaffung. Wo hier meiner Meinung die Vor- und Nachteile liegen, könnt ihr im folgenden Text lesen.
In den letzten Jahren habe ich etwas Erfahrung sammeln können, was das Anpflanzen und Säen von Gemüse angeht. Für mich haben sich einige Pflanzen heraus kristallisiert, die sich besser oder weniger gut zum Säen bzw. Vorziehen eigenen als andere.
Prinzipiell greife ich wenn möglich fast ausschließlich zu Bio-Saatgut bzw. -Pflanzen, da diese samenfest sind. Im Gegensatz zu F1-Hybriden bedeutet das, dass hier aus den eigenen Früchten die Samen für das kommende Jahr gewonnen werden können. So spart man sich den erneuten Kauf und es ist zudem noch eine schöne Erfahrung, wenn die Pflanzen aus den eigenen Samen heranwachsen. Achtung aber bei Kürbis, Zucchini und Melonen! Diese können sich untereinander kreuzen und unter anderem giftige Pflanzen hervorbringen (siehe Zucchini). Der Vorteil von F1-Hybriden ist jedoch auch nicht zu unterschätzen: die Züchtungen sind meist optimiert was deren Resistenz gegen Krankheiten angeht. Gängige Hybrid-Sorten können daher eventuell erfolgsversprechender sein. Manchmal bleibt bei diesen Züchtungen jedoch der Geschmack auf der Strecke …
Dem Vorziehen von Gemüsepflanzen stehe ich selbst eher kritisch gegenüber. Es gibt ein paar Dinge, auf die man achten muss, um nicht enttäuscht zu werden. Ich hatte teilweise Misserfolge beim Vorziehen … diese habe ich mir aber meist selbst zuzuschreiben, da ich quasi unter einer „Wegwerfphobie“ leide – ich kann einfach nichts, was noch in Ordnung zu sein scheint entsorgen! Selbst wenn ich schon im Vorhinein weiß, dass die Wahrscheinlichkeit eines Misserfolges hoch ist, säe ich alte Samen noch aus. Damit es einem nicht auch so ergeht, sollte man beim Kauf des Saatguts immer auf das Abfülldatum achten. Es soll nicht älter als ein Jahr sein, denn die Keimfähigkeit nimmt mit der Zeit ab. Bei Samen mit über 3 Jahren ist diese schon fast gleich Null.
Weiters ist der richtige Anzucht-Standort von großer Bedeutung. Die kleinen Pflänzchen brauchen richtig viel Wärme und Licht! Ein südlich ausgerichtetes Fensterbrett ohne Zugluft ist hier ideal.
Die meisten Gemüsearten werden ab März vorgezogen. Pfefferoni, Chili und Paprika bereits schon ab Februar. Den idealen Zeitpunkt entnimmt man am besten der Samenpackung. Aus Erfahrung würde ich hier aber empfehlen, nicht die erste Gelegenheit zu nutzen und seine Gartenlust noch etwas zu zügeln, denn die Pflänzchen entwickeln sich zu einem späteren Zeitpunkt oft besser, weil die Anzahl der Sonnenstunden ja täglich steigt. Bei wenig Licht bekommen sie bloß lange, dünne Hälse und werden nicht kräftig genug. Man sollte sich außerdem darauf einstellen, dass die Töpfchen bis Mitte Mai (Eisheilige) am Fensterbrett stehen bleiben müssen, bevor sie ausgepflanzt werden können. Ende März ist daher, wie ich finde, noch früh genug, um die Samen in die Erde zu stecken.
Für die Vorzucht verwende ich spezielle Anzucht- oder Kräuter- bzw. Gemüseerde. Diese kommt in kleine Töpfe. In die Mitte mache ich mit dem Finger zwei kleine Mulden, in die jeweils ein Samen kommt. Zwei deshalb, falls einer davon nicht aufgeht. Sollten beide Samen keimen, zupft man den schwächeren Sprössling einfach weg. In einen Untersetzer gestellt kommen sie dann an ihren Anzuchtort und sollten dort regelmäßig gegossen werden, sodass die Erde immer schön feucht ist.
Wem der Platz im Wohnzimmer fehlt, und ein Glashaus oder Frühbeet besitzt, nimmt am besten diese Möglichkeit wahr, um seine Pflanzen vorzuziehen. Hier konnte ich bis jetzt aber noch keine Erfahrungen sammeln, da mein Frühbeet erst seit letztem Sommer im Garten steht. Ich stelle es mir aber ganz praktisch vor!
Gemüsearten, die ich gerne vorziehe sind Tomaten, Paprika, Chilis, Zucchini und Gurken. Leider habe ich im Moment nicht genug Platz dazu und kaufe in diesem Fall die Pflanzen beim Gärtner oder Pflanzentauschmarkt.
Bei allen anderen Gemüsen bevorzuge ich die Direktsaat. Und zwar aus einem einfachen Grund: Pflanzen, die direkt gesät werden, können ihre Keimung an den für sie idealen Zeitpunkt, was Feuchtigkeit und Temperatur angeht, anpassen. Dadurch kann es nicht passieren, dass die vorgezogenen Pflänzchen zu früh ins Beet kommen und erfrieren. Außerdem erhalten sie sofort die „richtige“ Menge an Licht, Wasser sowie Nährstoffen und müssen sich nicht noch einmal umstellen. Denn auch das kostet Kraft! Wenn dann noch die Schnecken in den ersten Tagen daher gekrochen kommen, fehlt ihnen diese Kraft.
Was die Schnecken betrifft, sehe ich einen weiteren Vorteil bei einer direkten Saat: die schleimigen Biester riechen es förmlich schon von Weitem, wenn sich in ihrer Umgebung etwas verändert. Die neue Futterstelle wird sofort ausgemacht und über Nacht fehlt die Hälfte der mühevoll vorgezogenen Pflänzchen. Wenn hingegen das Futter langsam und gemächlich aus der Erde sprießt, bekommen es die Schnecken nicht so sehr mit, habe ich das Gefühl.
Prinzipiell säe ich immer lieber zu viel, als zu wenig. Man weiß ja nie. Da kommen immer irgendwelche unvorhersehbaren Umstände hinzu. Etwa die bereits erwähnten Schnecken, man vergisst vielleicht einmal zu gießen, das Saatgut ist nicht mehr so keimfähig wie erwartet oder das Wetter spielt nicht mit. Hat man dann mehr gesät, bleibt meist trotzdem genug übrig. Und zu viel kann es ja eigentlich nicht sein – man kann das Gemüse größtenteils gut Einkochen oder die Nachbarn freuen sich über ein paar übrige Zucchinis.
Vor der Direktsaat und beim Auspflanzen der vorgezogenen bzw. gekauften Pflanzen wird die Erde gut gelockert und Dünger eingearbeitet. Welche Vorlieben die jeweiligen Arten bezüglich Nährstoffe, Standort, Boden oder Aussaatzeitpunkt haben, ist in deren jeweilgen Pflanzenportrait zusammengefasst. Erste Tipps findet ihr hier: Pflanzeninfos
Ich hoffe, meine Erfahrungen sind hilfreich für euch und freue mich über Rückmeldungen zu euren Erfolgen oder Misserfolgen. Somit: Viel Spaß beim Garteln!